München baut ab - soziale Stadt muss bleiben!
München ist eine reiche Stadt mit gut verdienenden, aber auch mit armen Menschen. Die Einkommen steigen bei manchen Familien leider nicht im gleichen Maße wie die Mieten und Nebenkosten.
70% der Münchner Haushalte leben zur Miete. Gerade einkommensschwache Haushalte haben in München eine besonders hohe Mietbelastungsquote, d.h. dieser Personenkreis muss bis zu 50% seines Einkommens für die Miete ausgeben. Mit steigenden Energiekosten geraten viele schnell in eine Schuldenspirale.
„München braucht seine Schuldnerberatungen auch in den kommenden Jahren – und das mehr denn je.“, sagt Karin Majewski, Sprecherin der Freien Wohlfahrtspflege in München und Geschäftsführerin des Paritätischen Wohlfahrtsverbands in Oberbayern.
Laut dem Münchner Armutsbericht leben 17% der Münchner*innen in relativer Armut. Besonders betroffen sind laut Armutsbericht Alleinerziehende mit 37%, Menschen mit Behinderung mit 39% und 30% der Menschen über 65 sind armutsgefährdet.
Als Mitglied im Paritätischen Wohlfahrtsverband hat sich der H-TEAM e.V. seit seiner Gründung vor 35 Jahren zum Ziel gesetzt, ein umfassendes Dienstleistungsnetz für Menschen bereitzustellen, die Hilfe benötigen, weil Krankheit, Unfall, Alter oder andere Schicksale sie an den Rand der Gesellschaft gedrängt haben.
„Besonders stolz“, so Geschäftsführer Peter Peschel, „sind wir auf unsere Schuldenpräventionsarbeit, die genau dort ansetzt, wo sie am meisten bewirken kann: Bei der Jugend und in den Schulen. Mit sachgerechter Finanzbildung verhindern wir, dass junge Konsument*innen von heute Schuldner von morgen werden.“
Ein vordringliches Ziel der Arbeit einer sozialen Schuldner- und Insolvenzberatungsstelle in München ist es, die existenzielle Situation der Klient*innen zu stabilisieren. Dazu zählen in erster Linie der Wohnraumerhalt und Sicherung der Bezahlung von Strom und Lebensmitteln. Gemeinsam mit den Ratsuchenden wird ein Weg aus ihrer Überschuldung erarbeitet.
„Dabei berücksichtigen wir nicht nur wirtschaftliche Faktoren, sondern immer auch die psychosoziale Lebenssituation.“, so Peter Peschel. Die Erfahrung der Praktiker*innen zeigt deutlich, dass ihre Arbeit „Wege eröffnet, wie aus einem Minus irgendwann wieder ein Plus werden kann“. Das gilt u.a. auch für entlassene Strafgefangene, denen der H-TEAM e.V. über die Kooperation mit der Bewährungshilfe mit Rat und Tat bei der Schuldenregulierung zur Seite steht - und damit im besten Fall – auch die Begehung weiterer Straftaten verhindert.
Wichtig zu wissen: Der Soziale Bereich steht zur Zeit selbst unter finanziellem Druck. In den vergangenen Jahren hat die Stadt Kostensteigerungen für Personal und Sachkosten nicht vollständig übernommen. Bei Trägern, die im Auftrag der Landeshauptstadt soziale Dienste wie Asylsozialbetreuung, Schulsozialarbeit oder Schuldnerberatung subsidiär übernehmen, ist mittlerweile im Schnitt ein Defizit vom rund 15% der unabwendbaren Kosten aufgelaufen. Mit dem Tarifabschluss werden nun weitere drei Prozent allein für das laufende Jahr hinzukommen. Wenn hier nicht politisch entgegengewirkt wird, müssen die Leistungen der Schuldnerberatungen verringert werden. Bei manchen Trägern wird es zu Personalabbau kommen.
Die deutlich gestiegenen Kosten im sozialen Bereich auf der einen und die hohe Nachfrage an Menschen in existenziellen Notlagen auf der anderen Seite veranlassen die Wohlfahrtsverbände zur Sorge. „Wir brauchen eine Refinanzierung der realen Kosten bei allen Einrichtungen, die auch in den nächsten Jahren noch existieren sollen.“, so Karin Majewski. Sonst drohen Stellenkürzungen bzw. die Abwanderung qualifizierter Mitarbeiter*innen in andere lukrativere Arbeitsfelder.
Was die meisten nicht wissen. Schuldnerberatung ist nur vordergründig ein Kostenfaktor. Für jeden in die Soziale Schuldnerberatung investierten Euro fließen mindestens zwei Euro an die öffentliche Hand zurück. Eine Studie aus Österreich weist sogar einen Wert von fünf Euro aus.
Denn: Mit effizienter Schuldnerberatung wird der soziale Abstieg von Familien verhindert und der Umfang staatlicher Sozialleistungen reduziert.
„Das Ziel“, so Peter Peschel, „darf also nicht die Mittelkürzung, sondern muss vielmehr eine adäquate Ressourcenausstattung mit leistungsgerechter Bezahlung sein, die es uns weiterhin ermöglicht, mit guten Mitarbeiter*innen eine umfassende und qualitativ hochstehende Beratung anzubieten. Zum Wohle unserer Klient*innen, aber am Ende auch zum Wohle der Stadt.“
Kontakt
Arge Freie München
Federführung: Paritätischer Wohlfahrtsverband Bezirk Oberbayern
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