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Dezember 2024
In dieser Ausgabe des ARGE Freie München Newsletters informieren wir Sie über folgende Themen:
Inhaltsverzeichnis:
- Grußwort der ARGE Federführung
- Gute Zusammenarbeit in schlechten Zeiten
- Ihre Federführung
- Neue Kampagne der ARGE Freie in den sozialen Netzwerken
- Dem Fachkraftmangel entgegenwirken
- Die Münchner Förderformel ist Geschichte
- Fachtag Treffpunkt Quartier
- Inklusive SGB VIII – Die Münchner Jugendhilfe ist sich hier einig
- Abschluss des Projekts Wärmefonds
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1. Grußwort der ARGE Federführung
Liebe Leserinnen und Leser,
immer wenn die Zeiten für die Menschen in der Stadt herausfordernd sind, sind sie das auch für uns Wohlfahrtsverbände. Herausfordernde Zeiten kann man mit Fug und Recht auch für die Rückschau auf das Jahr 2024 feststellen.
Ein kurzer politischer Rundblick lässt uns feststellen, dass die Auseinandersetzungen im Nahen Osten beständig Menschenleben fordern, ebenso wie der Krieg in der Ukraine. Und hier wie da scheint kein Ende in Sicht – ganz im Gegenteil. In den USA ist Donald Trump – ein verurteilter Straftäter - zum 2. Mal zu Präsidenten gewählt worden. In Berlin ist nun die Ampel-Koalition endgültig geplatzt – ohne einen verabschiedeten Bundeshaushalt zu hinterlassen. Viele Hoffnungen auf ein gerechteres und solidarischeres Deutschland sind damit auch geplatzt. Ein Stichwort dafür ist die lange angestrebte Kindergrundsicherung.
Nicht nur im Bund, sondern auch in Land und Kommunen sind die Haushalte angespannt. Der Bund hätte viele Möglichkeiten an seiner finanziellen Misere etwas zu ändern. Besteuerung von großen Vermögen und Erbschaften, aber auch die Besteuerung von Übergewinnen sind langjährige Forderungen und könnten für viele Probleme Abhilfe schaffen. Die Schuldenbremse nicht über das Wohlergehen der Gesellschaft und hier insbesondere der Bedürftigen zu stellen wäre auch eine Option. Anders bei den Kommunen. Kommunen ihrerseits müssen sparen. Sie können im Gegensatz zum Bund nicht eigenverantwortlich über ihre Einnahmen befinden (bzw. nur an einigen nicht so erheblichen Punkten). Hier muss also gespart werden. Unsere Rot-Grüne Rathauskooperation hat Mitte November bekannt gegeben, wo sie 250 Millionen einsparen will. Über Sparen im Sozialen ist dort zum Glück nichts zu vernehmen. Und darüber kann man erst mal froh sein. Niemand – insbesondere nicht die jeweils Regierenden – möchte von Kürzungen im Sozialen sprechen. Allerdings werden die Zuschusshaushalte seit Jahren nicht mehr den steigenden Kosten angepasst und somit wird es weniger in den Kassen der Träger. Die Bedarfe steigen in einer wachsenden Stadt, insbesondere auch nach der Corona-Krise und durch den Ukraine-Krieg. Diesen steigenden Bedarfen stehen eingefrorene Sozialbudgets gegenüber. Das wird auf Dauer wohl nicht gutgehen. Rechnet München beispielsweise mit einem Zugang von rund 4.000 neuen Flüchtlingen für das Jahr 2025, sollen diese mit dem gleichen Budget von 2024 zusätzlich zu den bereits in München befindlichen Asylbewerbern betreut werden. Man muss keine Finanzgenie sein, um zu sehen, dass das nicht klappen kann.
Die Knappheit des Geldes stößt in der Praxis auch noch auf die Knappheit der Personalressourcen. D.h. in der Wohlfahrtspflege sehen wir schwierige Zeiten nicht nur hinter uns, sondern auch vor uns liegen. Knappe öffentliche Kassen und Fachkraftmangel werden unsere Zukunft wesentlich mitbestimmen. Auch gibt es zunehmend mehr Kräfte von rechts außen, die unseren gesellschaftlichen Zusammenhalt und auch unser soziales System bedrohen.
Doch wir haben keine Zeit, den Kopf hängen zu lassen. Denn wir als Wohlfahrtspflege sind ein Bollwerk der Demokratie. Soziale Sicherheit setzt sich aus drei Dimensionen zusammen. Erstens die Sozialleistungen, die unverzichtbar sind für die Freiheit von Armut und die für die Teilhabe an der Gesellschaft. Gemeinnützige Soziale Dienste und Einrichtungen stellen zweitens sicher, dass Menschen in den verschiedensten Lebenslagen Unterstützung erfahren. Das gilt von der Kita über Frauenhäuser bis zum Pflegedienst. Und drittens gehören zur sozialen Infrastruktur Orte der Begegnung und Beratung, die für alle unabhängig vom Geldbeutel zugänglich sind.
Wohlfahrtsverbände setzen sich sozialanwaltschaftlich für bedarfsgerechte und leicht zugängliche Angebote ein. Sie leisten in der zweiten und dritten Dimension enorm viel für den Zusammenhalt und für die soziale Sicherheit der Gesellschaft. Sie wirken daher auch als Bollwerk der Demokratie.
Und dies will auch in den nächsten Jahren noch realisiert werden. Daher auf ins Jahr 2025!
Karin Majewski
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2. Gute Zusammenarbeit in schlechten Zeiten
Die Zeiten sind herausfordernd. Das habe ich im Grußwort beschrieben. Aber gerade in so schwierigen Zeiten ist es besonders wichtig erfolgreich zu kooperieren und die guten Kräfte zu bündeln. Daher gilt es am Ende unseres ersten Jahres der Federführung Danke zu sagen an alle die uns unterstützt haben und mit denen wir ein tragfähiges Netz bilden.
Ein herzliches Dankeschön an Verena Dietl, unsere Sozialbürgermeisterin für ihr beständiges Engagement. Das ganze Jahr über standen wir im engen Austausch und haben uns auch mehrfach zum persönlichen Gespräch getroffen. Herausragende Themen in diesem Jahr waren die unfreiwillig neue Kita-Förderung und die angespannte Haushaltslage. Beides wird uns wohl auch im kommenden Jahr begleiten.
Besonders bedanken möchte ich mich auch bei den Mehrheitsfraktionen im Rathaus. Durch unseren guten Austausch waren wir über die Schwierigkeiten der Stadt gut informiert und konnten unsererseits die Probleme der Einrichtungen und Träger verdeutlichen. Das gemeinsame Ziel ist der Erhalt der sozialen Infrastruktur trotz relativ klammer Kassen. Als Angebot an uns kam dann im Juli des Jahres ein Verfahrensvorschlag zum Umgang mit dem Haushaltssicherungsbeschluss. Ein Verfahren das uns seitens der Fraktionen vorgeschlagen wurde. Einrichtungen und Dienste, die durch einen nicht auskömmlichen Zuschuss in existenzielle Gefahr kommen können unterjährig einen Antrag auf Mehrbedarfe stellen. Klingt sehr verwaltungstechnisch - ist es auch. Aber es ist eben auch sehr hilfreich, wenn sich ein Weg öffnet mehr Geld zu bekommen und kein Personal entlassen zu müssen. Einen besonderen Dank für dieses Verfahren. Seit Juli sind wir nun gemeinsam mit dem Sozialreferat dabei dem Verfahren Leben einzuhauchen. Daher ganz aufrichtigen Dank, nicht nur für den guten Austausch, sondern für den Problemlösungsvorschlag! Das ist weit mehr als man von ehrenamtlichen Politiker*innen erwarten kann.
Wir bedanken uns bei den Referaten, insbesondere beim Sozialreferat für die enge Zusammenarbeit. Die Sparauswirkungen sind für die Kolleg*innen in der Verwaltung teils sehr belastend. Daher wird die Kooperation auch anstrengender. Und das neue Verfahren ist sehr hilfreich, macht aber der Verwaltung auch Arbeit. Wir freuen uns daher, dass wir trotzdem im guten Miteinander bleiben.
Last but not least: Danke an die Kollegialverbände für die gute Kooperation in der ARGE freie München. Mit unserer Wertevielfalt und den unterschiedlichen Hintergründen stehen wir gemeinsam für ein soziales und demokratisches Miteinander ein und das Leben wir auch in der täglichen Kooperation. Einen herzlichen Dank an alle Haupt- und Ehrenamtlichen in den Wohlfahrtskreisen für das beständige Engagement für die Menschen in unserer Stadt! Einen Dank auch an den Kreisjugendring und den Münchner Trichter für die Kooperation in der sogenannten erweiterten Arge freien in München.
München braucht auch weiterhin Solidarität, die unterstützt und zusammenhält. Gerade in Krisen benötigen wir eine gute Sozialpolitik und tragfähige Netzwerke damit die Gesellschaft nicht völlig auseinanderdriftet. In diesem Sinne auf ein solidarisches 2025, auf erfolgreiches gemeinsames Wirken aller Beteiligter. Mögen wir gemeinsam eine Strahlkraft des Sozialen entwickeln.
Ihre Karin Majewski
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3. Ihre Federführung
Das Team der Federführung besteht aus:
Karin Majewski leitet den Bezirksverband Oberbayern seit 15 Jahren. Die ARGE Freie vertritt sie als Federführung vor allem bei der Zusammenarbeit mit den politischen Akteuren und den Referaten der Landeshauptstadt.
Als stellvertretende Geschäftsführung Bezirksverband Oberbayern und Planungsbeauftragte vertritt Grit Schneider den Paritätischen in der ARGE Freie. Ihre Themenschwerpunkte sind Ältere Menschen, Pflege, Bürgerschaftliches Engagement und Quartiersarbeit.
Im Bezirksverband Oberbayern ist Dr. Manuela Sauer zuständig für die Fachberatung in den Bereichen Kinder, Jugend & Familie sowie Frauen, LGBTIQ und Migration. Während der Federführung moderierte sie viele Gremien aus diesen Bereichen.
Anna Berndl berät im Verband die Mitglieder mit Kindertagesstätten. Auch während der Federführung ist der Bereich Kita und Kooperativer Ganztag ihr Aufgabengebiet. Sie ist auch Ansprechpartnerin für das Referat für Bildung und Sport.
Als Fachberatung Hilfen zur Erziehung & Entgelte SGB VIII übernimmt Silke Rudolph die Moderation der Gremien aus diesem Bereich.
Francisca Novak ist die Assistenz der Geschäftsführung. Sie managet unter anderem Termine, schreibt Protokolle, und organisiert den reibungslosen Ablauf des Büros.
Sonja Scherzinger kümmert sich als Assistenz um die Gremienkoordination. Sie unterstützt die Federführung bei Protokollen, Datenabfragen, Social Media und vielem mehr.
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4.Neue Kampagne der ARGE Freie in den sozialen Netzwerken
Im März trafen sich die Geschäftsführungen der Mitgliedsverbände der ARGE Freie zu einer Klausur unter der Federführung des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes. Das Team der Federführung nahm ebenfalls teil. Im Mittelpunkt der Zusammenkunft stand die Standortbestimmung und das Ansehen der ARGE Freie. Dazu gehören aus der Sicht der Teilnehmenden viele Aspekte, unter anderem eine glaubwürdige Kommunikation als gesamte freie Wohlfahrt, Abstimmung und Wege zu gemeinsamen Gestaltungsinteresse oder die Zusammenarbeit mit Kooperationspartner*innen. Wer ist die freie Wohlfahrt und wofür stehen wir?
Als Ergebnis dieser Diskussion entstand der Leitgedanke einer solidarischen Stadtgesellschaft, für die sich die freie Wohlfahrt täglich einsetzt. Als starke Partnerin für gesellschaftlichen Zusammenhalt, für die Stärkung der Demokratie, für das Gemeinwohl oder für die Chancengleichheit und vieles mehr soll sie wieder mehr ins Bewusstsein der Öffentlichkeit rücken. Mit einer Kampagne in den sozialen Netzwerken möchte die ARGE Freie die freie Wohlfahrt und ihre Aufgaben im Sinne dieser solidarischen Stadtgesellschaft sichtbar machen.
Näheres zur Kampagne
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5. Dem Fachkraftmangel entgegenwirken - mehr Freiheit in der Stellenbesetzung und abgekürzte Verfahren
Angesichts einer alternden Gesellschaft und einem steigenden Beratungs- und Betreuungsbedarf sehen wir uns jeden Tag mit der wachsenden Dringlichkeit konfrontiert, Maßnahmen zu ergreifen, die dem Fachkraftmangel bzw. Personalmangel entgegenwirken können. Die ARGE freie hat dazu im letzten Jahr in einem Positionspapier einige sinnvoll zu ergreifende Gegenmaßnahmen veröffentlicht
(https://www.arge-freie-muenchen.de/index.php/news/fachkraeftemangel-von-der-krippe-bis-zum-hospiz.html).
In einem runden Tisch zwischen den Mehrheitsfraktionen und den Wohlfahrtsverbänden der ARGE Freie München, KJR und Münchner Trichter Ende 2023 konnten wir ein Verfahren skizzieren, das auf mehrere der im Positionspapier genannten Ziele eingeht bzw. das die genannten Maßnahmen verbindet.
Die Idee: Durch die Anwendung von sogenannten Fachkräftelisten sollen Stellen, die grundsätzlich durch Sozialpädagog*innen zu besetzen waren, flexibler als bisher mit ähnlichen Professionen (also ähnlichen Ausbildungsinhalten) besetzt werden können. In ausgewählten Fachbereichen ermöglichen zusätzliche Quoten den Trägern unkompliziert Quereinsteiger*innen anzustellen. Natürlich orientiert sich die Öffnung für weitere Berufsgruppen immer stark am Bedarf der Einrichtung. Die bisherigen Prüfverfahren seitens der Fachsteuerung werden durch das Verfahren deutlich abgekürzt.
Zusammen mit dem Sozialreferat haben wir auf operativer Ebene dieses Verfahren auf seine Praxistauglichkeit und Rechtmäßigkeit hin überprüft. Denn auch hier steckt der Teufel im Detail. Parallel haben wir in den ARGE-Gremien die Fachkraftlisten und -quoten erarbeitet und abgestimmt. Wichtig: Wir halten eine Erprobungsphase von 5 Jahren für sinnvoll. Das unterstreicht den Aspekt, dass es sich um ein Instrument der Notlage handelt.
Aktuell hoffen wir, dass auch seitens des Personal- und Organisationsreferates „grünes“ Licht für diese Erweiterung in der Stellenbesetzung gegeben wird. Wenn dies der Fall ist, wird das Sozialreferat das Verfahren dem Stadtrat im nächsten Jahr als Beschlussvorlage zur Abstimmung geben.
Sollte der Stadtrat das Vorgehen mittels Fachkräfteliste beschließen,
- stärkt dies die autonome und subsidiäre Trägersteuerung in der Anstellung und Beschäftigung von Fachkräften.
- können sich multiprofessionelle Teams etablieren, die sich am Bedarf der Zielgruppe sowie der Einrichtung orientieren.
- können Träger – nicht aufgrund von Personalmangel eingeschränkt – ihre Angebote und Leistungen aufrechterhalten.
Unser Dank gilt an der Stelle den Kolleg*innen aus dem Sozialreferat, die sich mit uns in vielen konstruktiven Sitzungen für eine kluge Umsetzung stark gemacht haben.
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6. Die Münchner Förderformel ist Geschichte
Mit dem Stadtratsbeschluss vom 28. Februar war es entschieden: Die Münchner Förderformel gehörte der Vergangenheit an und machte den Weg für das neue Defizitausgleichssystem frei. Schon im Vorfeld war die ARGE Freie München aktiv an der Gestaltung und Umsetzung dieses Prozesses beteiligt, mit dem Ziel, eine faire und auskömmliche Finanzierung der Kitas zu gewährleisten. Doch trotz intensiver Verhandlungen mit der Stadtpolitik und der Verwaltung fand der vom Referat für Bildung und Sport erarbeitete Vorschlag vorerst keine Zustimmung der freien Träger. Durch neun Änderungs- und Ergänzungsanträge seitens der ARGE konnten schließlich entscheidende Verbesserungen in den wesentlichen Eckpunkten der neuen Richtlinie erreicht und eine Förderung der Hauswirtschaft sowie der Verpflegung geschaffen werden. Das Bestreben nach weiteren notwendigen Anpassungen blieb dennoch ein zentrales Thema im gesamten Jahresverlauf, da die tiefgreifende Reform der kommunalen Kitaförderung signifikante Auswirkungen auf die Trägerlandschaft in München erwarten ließ.
Am 01. September trat die neue „Münchner Kitaförderung“ in Kraft und kurz danach stand schließlich fest, dass insgesamt 88 Einrichtungen mit ca. 3500 Kita-Plätzen die freiwillige kommunale Förderung der Landeshauptstadt nicht länger in Anspruch nehmen möchten. Dort stiegen die Elternbeiträge größtenteils auf einen vierstelligen Betrag und drängten viele Familien in die wirtschaftliche Jugendhilfe. Weitere Träger, darunter auch zahlreiche frei-gemeinnützige, entschieden sich vorerst für eine Testphase. Im Rahmen der ersten konstituierenden Sitzung im Oktober nahm die Begleitgruppe zur Weiterentwicklung der Münchner Kitaförderung – ein Gremium aus Trägern, Verwaltung und Politik – ihre Arbeit auf und identifizierte die ersten Problemfelder, u. a. die unzureichende Höhe der Verwaltungskostenpauschale, der Umgang mit Spenden oder die Verzinsung von Rückforderungen.
Sollte in naher Zukunft keine ausrechende Finanzierungslösung erzielt werden, besteht die Gefahr, dass die Münchner Kitaförderung weitere Träger verliert. Auch die ARGE Freie München begegnet dem neuen System weiterhin mit Skepsis. Erste Erfahrungen bestätigen die befürchteten hohen bürokratischen Aufwände und lassen auf einen defizitären Jahresabschluss schließen. Es liegt noch viel Arbeit vor uns, um die mit der Münchner Förderformel erreichten Standards zu wahren und um eine weitere Spaltung der Kitalandschaft im Sinne einer hochwertigen Bildung, Erziehung und Betreuung der Jüngsten zu verhindern.
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7. Fachtag Treffpunkt Quartier
Der Fachtag, den die ARGE Freie zusammen mit dem Sozialreferat organisierte, ging an zwei Tagen im März der Frage nach, was unsere Stadtgesellschaft zusammenhält. Je komplexer und diffuser der Alltag wird, desto höher werden die Anforderungen an das Miteinander. In den Quartieren zeigt es sich am unmittelbarsten.
Vor mehr als 20 Jahren hat die Stadt München gezielt begonnen, ihre Quartiere und die Potenziale der dort lebenden Menschen bewusst zu stärken. Die ersten Nachbarschaftstreffs entstanden bereits in den 1980er Jahren aus Projekten der Gemeinwesenarbeit im Obdachlosenbereich. Heute gibt es in München über 50 Nachbarschaftstreffs, finanziert durch das Sozialreferat. Es haben sich verschiedene Methoden und Konzepte für Soziale Arbeit in Quartieren ausdifferenziert: Gemeinwesenarbeit, stadtteilbezogene soziale Arbeit, gemeinwesenorientierte und sozialraumbezogene Arbeit, Quartiersmanagement, kooperatives Stadtteilmanagement - das Spektrum der Begriffe ist ebenso breit und vielfältig wie die Akteure und Akteurinnen, die in diesen Bereichen tätig sind. Allen Ansätzen gemein ist die Erfahrung, dass Antworten auf drängende soziale Fragen oft im sozialen Nahraum gefunden werden können. Dabei ist wesentlich: das eigenständige Stadtteilleben wird gestärkt, der soziale Verbund gefördert und alle vor Ort vorhandenen Potenziale werden genutzt. Damit werden alle im Quartier lebenden Menschen motiviert, sich dauerhaft im Sinn eines lebendigen Gemeinwesens selbst zu organisieren.
Die Fachtage richteten sich an Verantwortliche und Fachkräfte der freien und öffentlichen Wohlfahrt, Interessierte aus Verwaltung und Politik sowie Verbandsvertretungen. Bei strahlendem Sonnenschein ging es am ersten Tag mit den knapp 100 Teilnehmenden durch sechs unterschiedliche Münchner Quartiere. Ein Grußwort der 3. Bürgermeisterin Verena Dietl, ein Impulsvortrag von Markus Kissling von der BAG Soziale Stadtentwicklung und Gemeinwesenarbeit sowie reger fachlicher Austausch erwarteten die Besucherinnen und Besucher am zweiten Tag. Mit den Fachtagen konnten Erfahrungen und Erkenntnisse sowie neue Möglichkeiten und Herausforderungen der Arbeit in Quartieren reflektiert werden.
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8. Inklusive SGB VIII - die Münchner Jugendhilfe ist sich hier einig
Zwei große Themen beschäftigten die Jugendhilfe in München. Als erstes die Herausforderungen durch den Fachkräftemangel und durch den klammen städtischen Haushalt. Die Münchner Jugendhilfe hat daher in 2024 einen Prozess gestartet, ein gemeinsames Verständnis zu entwickeln, Schnittstellen zu identifizieren und Synergien herzustellen und zu verbessern. Unter der Überschrift „Jugendhilfe im Aufbruch“ tauschten sich öffentliche und freie Seite gemeinsam mit den Sozialbürgerhäusern einen Tag lang zunächst innerhalb einzelner Jugendhilfefelder aus, um danach feldübergreifend Themen für die gemeinsame Weiterarbeit zu identifizieren. In fünf verschiedenen Arbeitsgruppen wird im ersten Halbjahr 2025 den Bereichen:
- Frühzeitige/Frühere Einbindung SBH
- Fallbezogene Vernetzung im Sozialraum
- allunabhängige Sozialraumgespräche
- Beziehungskontinuität von den Kindern/Jugendlichen ausgedacht
- Lebensraum Schule
weitergedacht und der Dacharge jeweils Umsetzungsvorschläge gemacht.
Das zweite große Thema beschäftigt die öffentliche und freie Jugendhilfe bundesweit seit 2021. Es handelt sich um die Einbeziehung von Kindern und Jugendlichen mit Behinderung und deren Familien unter das Dach der Jugendhilfe. Bisher fallen junge Menschen mit einer körperlichen oder geistigen Behinderung oder mit Sinneseinschränkungen nicht unter die Zuständigkeit der Jugendämter. In Bayern sind die Bezirke für diese Zielgruppe zuständig. Der Jugendhilfe ist es seit langem ein Anliegen, das Kinder und Jugendliche zu allererst als Kinder und Jugendliche gesehen werden, unabhängig von etwaigen Einschränkungen oder besonderen Bedarfen und deswegen alle Bedarfe auch vom Jugendhilferecht abgedeckt werden und die Jugendhilfe die Zuständigkeit für alle jungen Menschen erhält. Das Kinder- und Jugendstärkungsgesetz (KJSG) hat sich hier 2021 auf den Weg gemacht und erste Regelungen getroffen. Die vollständige Zusammenführung von Jugendhilfe und Eingliederungshilfe für Kinder und Jugendliche soll 2028 abgeschlossen werden. Zur Umsetzung des Vorhabens ist noch ein Bundesgesetz nötig, dass die Bundesregierung 2025 auf den Weg bringen wollte.
Die Münchner Jugendhilfe (öffentliche und freie Seite gemeinsam) hat sich zu Beginn des Jahres intensiv mit den möglichen Szenerien der Ausgestaltung befasst und ein Votum gefasst. Sie wollte und will sich damit in der bundesweiten, inhaltlich sehr heterogenen Debatte mit einem klaren Statement positionieren. Die Jugendhilfe in München hat sich dafür ausgesprochen, dass künftig alle jungen Menschen und deren Bedarfe in das SGB VIII einbezogen werden. Das Jugendamt soll nach unserer Auffassung die alleinige Zuständigkeit für alle Leistungen für Kinder und Jugendliche mit und ohne Behinderung erhalten und Familien ganzheitlich unterstützen. Familien sollen künftig Hilfen aus einer Hand erhalten. Eine Fortführung der geteilten Zuständigkeiten zwischen Jugendamt und Bezirk lehnen wir ab.
Das Bundeskabinett hat nach dem Aus der Ampel-Regierung den Gesetzentwurf beschlossen, offen bleibt allerdings, wie es im Bundestag und auch Bundesrat nur weitergeht. Die Münchner Debatte über mögliche Szenarien war unabhängig von der weiteren Entwicklung keinesfalls umsonst. Die Münchner Jugendhilfe hat für sich selbst eine Positionierung erreicht und ist bundesweit als einzige mit einem Statement aufgetreten, das sowohl von der öffentlichen als auch von der freien Seite getragen wird.
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9. Abschluss des Projekts Wärmefonds
Das gemeinsame Projekt Wärmefonds der Stadtwerke München, der Landeshauptstadt München und der 6 Wohlfahrtsverbände endet im Dezember 2024 und wird schon jetzt als eines der erfolgreichsten Projekte der letzten Jahre gesehen.
München hat viele schöne Seiten, doch auch Armut ist eine Seite, die München prägt. Durch die Energiekrise und die steigende Inflation, vor allem in den zwei vorausgegangenen Jahren, hatten es viele Münchner*innen schwer, die steigenden Kosten für Wärme und Heizung selbst zu tragen. Durch die Bereitstellung von 20 Millionen Euro seitens der Stadtwerke München, der Finanzierung der Mitarbeiter*innen über die Landeshauptstadt München und die hervorragende Planung und Organisation der Federführung der Wohlfahrtsverbände, konnte vielen Münchner*innen finanziell geholfen werden.
Knapp 20 Millionen Euro wurden in den letzten zwei Jahren auch tatsächlich ausbezahlt. Davon konnten die 6 Wohlfahrtsverbände eine Auszahlungshöhe von ca. 8,5 Millionen Euro generieren. Insgesamt konnten in dem Projekt über 45.000 Menschen erreicht werden. Die stärksten Stadtteile mit den meisten Antragstellungen waren Milbertshofen -Am Hart, Au-Haidhausen und Sendling.
Projektleitung Madeleine Sopjani von der AWO München-Stadt: „Es ist bemerkenswert, wie gut die Wohlfahrtsverbände und die Landeshauptstadt München in einer so kurzen Zeit, so Großes geleistet haben. Wir haben Klient*innen vor uns sitzen sehen, die vor Freude über eine Spende aus dem Wärmefonds geweint haben. Viele von Ihnen wussten nicht, wie sie ohne unseren Wärmefonds überhaupt noch was zu essen kaufen hätten können.“
Dennoch fällt auf, dass es große finanzielle Diskrepanzen zwischen den Antragsteller*innen gibt. Madeleine Sopjani, Projektleitung Wärmefonds: „So haben einige Klient*innen zwar das gleiche Einkommen, unterm Strich aber unterschiedlich viel Geld zur Verfügung. Das liegt vor allem an einem Missverhältnis zwischen den Mieten, die in München verlangt werden. Hier gibt es für die gleiche Wohnfläche teils Unterschiede im tausender Bereich. Auf diesen Missstand konnten wir im Projekt Wärmefonds leider nicht reagieren. Dennoch besteht hier enormer Bedarf zu Handeln. Eine Aufgabe der Politik.“
Mit der kräftigen Unterstützung von Herrn Janke (SWM) Frau Sterzer (AWO München-Stadt) Frau Majewski (Paritätischer Wohlfahrtsverband) und Frau Lepper (LHM), die sich in diesem Projekt sehr für die Menschen der Stadt München eingesetzt haben, wurde dieses Projekt ein richtiges Herzensprojekt. Und dieser Einsatz hat sich gelohnt.
Der Wärmefonds soll und darf in Erinnerung bleiben.
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Die ARGE Freie München wünscht Ihnen eine besinnliche Weihnachtszeit und einen guten Jahreswechsel.
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Redaktion
Paritätischer Wohlfahrtsverband Landesverband Bayern e.V., Bezirksverband Oberbayern
An der Redaktion dieser Ausgabe waren folgende Personen beteiligt: Karin Majewski, Dr. Manuela Sauer, Grit Schneider, Anna Berndl, Madeleine Sopjani, Sonja Scherzinger Vielen Dank!
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